Serveur d'exploration sur le Magnificat

Attention, ce site est en cours de développement !
Attention, site généré par des moyens informatiques à partir de corpus bruts.
Les informations ne sont donc pas validées.

Der ›Ackermann aus Böhmen‹ und die Prager Juden um 1400

Identifieur interne : 000321 ( Istex/Checkpoint ); précédent : 000320; suivant : 000322

Der ›Ackermann aus Böhmen‹ und die Prager Juden um 1400

Auteurs : Albrecht Hausmann

Source :

RBID : ISTEX:0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD

Abstract

Der ›Ackermann aus Böhmen‹ des Johannes von Tepl hat wie kaum ein anderer deutschsprachiger Text des späten Mittelalters emphatische Interpretationen auf sich gezogen; betont wurde immer wieder seine Sonderstellung innerhalb der zeitgenössischen literarischen Umgebung. Konrad Burdach wollte im ›Ackermann‹ eines der ersten Dokumente einer Humanismusrezeption diesseits der Alpen sehen – und mußte den philologisch gültigen Beweis einer solchen Rezeptionsbeziehung doch schuldig bleiben. Christian Kiening hat den Text kürzlich von seiner »schwierigen Modernität« her interpretiert; die Probleme des Textes resultierten demnach nicht zuletzt daraus, daß in ihm eine »gedankliche Bewegung« erzeugt werde, die »immerhin tendenziell systemsprengenden Charakter« besessen habe: Daß der Mensch »sein verlorenes Glück zum Anlaß nehme, das dem Bewußtsein als ein ›Etwas‹ Undenkbare in einem komplexen Prozeß der Negierung, Aufhebung und ›Einschreibung‹ erfahrbar zu machen«, sei kaum mehr innerhalb des Modells »einer über die ›conversio‹ erfolgenden Rückkehr zu verlorener Unschuld« zu beschreiben. Auch Kienings Ansatz kann die Vorstellung einer gewissen ›Vorzeitigkeit‹ des Textes gegenüber seiner historischen Umgebung, zumindest aber seiner Exzeptionalität nicht unterdrücken. In der Menge der nicht selten geschichtsphilosophisch aufgeladenen und teleologisch auf die ›Moderne‹ hin perspektivierten Deutungen dokumentiert sich aber vor allem eines: Nach wie vor ist es der Forschung nicht gelungen, dem ›Ackermann‹ einen Ort innerhalb seiner eigenen historischen Situation in Böhmen um das Jahr 1400 zuzuweisen. Das gilt um so mehr, seitdem die Auswertung der Lebenszeugnisse des Johannes von Tepl die Plausibilität der lange Zeit dominierenden biographischen Deutung wohl endgültig erschüttert hat. Die Analyse der Quellen führt (über eine freilich komplizierte Indizienkette) zu dem Ergebnis, daß Johannes von Tepl nicht mit der im Schlußgebet erwähnten Margaretha, sondern mit einer Frau namens Klara verheiratet war, die ihn im übrigen überlebt hat und als seine Witwe bezeugt ist – und damit mitnichten Gegenstand einer Klagerede des Johannes werden konnte. Eine Reihe von Indizien spricht dafür, daß Klara die Mutter aller Kinder des Johannes war und daß diese teilweise schon weit vor 1400, dem angeblichen Todesjahr der Margaretha des Textes, geboren wurden. Für eine frühere Ehe mit einer Margaretha, die als relativ junge Frau mit noch unmündigen Kindern im August 1400 gestorben sein soll, ist im Leben des Autors Johannes von Tepl anscheinend kein Platz.

Url:
DOI: 10.1515/BGSL.2003.292


Affiliations:


Links toward previous steps (curation, corpus...)


Links to Exploration step

ISTEX:0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD

Le document en format XML

<record>
<TEI wicri:istexFullTextTei="biblStruct">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title xml:lang="de">Der ›Ackermann aus Böhmen‹ und die Prager Juden um 1400</title>
<author wicri:is="90%">
<name sortKey="Hausmann, Albrecht" sort="Hausmann, Albrecht" uniqKey="Hausmann A" first="Albrecht" last="Hausmann">Albrecht Hausmann</name>
</author>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<idno type="wicri:source">ISTEX</idno>
<idno type="RBID">ISTEX:0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD</idno>
<date when="2003" year="2003">2003</date>
<idno type="doi">10.1515/BGSL.2003.292</idno>
<idno type="url">https://api.istex.fr/document/0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD/fulltext/pdf</idno>
<idno type="wicri:Area/Istex/Corpus">000126</idno>
<idno type="wicri:explorRef" wicri:stream="Istex" wicri:step="Corpus" wicri:corpus="ISTEX">000126</idno>
<idno type="wicri:Area/Istex/Curation">000126</idno>
<idno type="wicri:Area/Istex/Checkpoint">000321</idno>
<idno type="wicri:explorRef" wicri:stream="Istex" wicri:step="Checkpoint">000321</idno>
</publicationStmt>
<sourceDesc>
<biblStruct>
<analytic>
<title level="a" type="main" xml:lang="de">Der ›Ackermann aus Böhmen‹ und die Prager Juden um 1400</title>
<author wicri:is="90%">
<name sortKey="Hausmann, Albrecht" sort="Hausmann, Albrecht" uniqKey="Hausmann A" first="Albrecht" last="Hausmann">Albrecht Hausmann</name>
<affiliation>
<wicri:noCountry code="no comma">Göttingen</wicri:noCountry>
</affiliation>
</author>
</analytic>
<monogr></monogr>
<series>
<title level="j">Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur</title>
<title level="j" type="abbrev">Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur</title>
<idno type="ISSN">0005-8076</idno>
<imprint>
<publisher>Walter de Gruyter GmbH & Co. KG</publisher>
<date type="published" when="2003-09-27">2003-09-27</date>
<biblScope unit="volume">125</biblScope>
<biblScope unit="issue">2</biblScope>
<biblScope unit="page" from="292">292</biblScope>
<biblScope unit="page" to="323">323</biblScope>
</imprint>
<idno type="ISSN">0005-8076</idno>
</series>
<idno type="istex">0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD</idno>
<idno type="DOI">10.1515/BGSL.2003.292</idno>
<idno type="ArticleID">BGSL.125.2.292</idno>
<idno type="Related-article-Href">bgsl.2003.292.pdf</idno>
</biblStruct>
</sourceDesc>
<seriesStmt>
<idno type="ISSN">0005-8076</idno>
</seriesStmt>
</fileDesc>
<profileDesc>
<textClass></textClass>
<langUsage>
<language ident="de">de</language>
</langUsage>
</profileDesc>
</teiHeader>
<front>
<div type="abstract" xml:lang="de">Der ›Ackermann aus Böhmen‹ des Johannes von Tepl hat wie kaum ein anderer deutschsprachiger Text des späten Mittelalters emphatische Interpretationen auf sich gezogen; betont wurde immer wieder seine Sonderstellung innerhalb der zeitgenössischen literarischen Umgebung. Konrad Burdach wollte im ›Ackermann‹ eines der ersten Dokumente einer Humanismusrezeption diesseits der Alpen sehen – und mußte den philologisch gültigen Beweis einer solchen Rezeptionsbeziehung doch schuldig bleiben. Christian Kiening hat den Text kürzlich von seiner »schwierigen Modernität« her interpretiert; die Probleme des Textes resultierten demnach nicht zuletzt daraus, daß in ihm eine »gedankliche Bewegung« erzeugt werde, die »immerhin tendenziell systemsprengenden Charakter« besessen habe: Daß der Mensch »sein verlorenes Glück zum Anlaß nehme, das dem Bewußtsein als ein ›Etwas‹ Undenkbare in einem komplexen Prozeß der Negierung, Aufhebung und ›Einschreibung‹ erfahrbar zu machen«, sei kaum mehr innerhalb des Modells »einer über die ›conversio‹ erfolgenden Rückkehr zu verlorener Unschuld« zu beschreiben. Auch Kienings Ansatz kann die Vorstellung einer gewissen ›Vorzeitigkeit‹ des Textes gegenüber seiner historischen Umgebung, zumindest aber seiner Exzeptionalität nicht unterdrücken. In der Menge der nicht selten geschichtsphilosophisch aufgeladenen und teleologisch auf die ›Moderne‹ hin perspektivierten Deutungen dokumentiert sich aber vor allem eines: Nach wie vor ist es der Forschung nicht gelungen, dem ›Ackermann‹ einen Ort innerhalb seiner eigenen historischen Situation in Böhmen um das Jahr 1400 zuzuweisen. Das gilt um so mehr, seitdem die Auswertung der Lebenszeugnisse des Johannes von Tepl die Plausibilität der lange Zeit dominierenden biographischen Deutung wohl endgültig erschüttert hat. Die Analyse der Quellen führt (über eine freilich komplizierte Indizienkette) zu dem Ergebnis, daß Johannes von Tepl nicht mit der im Schlußgebet erwähnten Margaretha, sondern mit einer Frau namens Klara verheiratet war, die ihn im übrigen überlebt hat und als seine Witwe bezeugt ist – und damit mitnichten Gegenstand einer Klagerede des Johannes werden konnte. Eine Reihe von Indizien spricht dafür, daß Klara die Mutter aller Kinder des Johannes war und daß diese teilweise schon weit vor 1400, dem angeblichen Todesjahr der Margaretha des Textes, geboren wurden. Für eine frühere Ehe mit einer Margaretha, die als relativ junge Frau mit noch unmündigen Kindern im August 1400 gestorben sein soll, ist im Leben des Autors Johannes von Tepl anscheinend kein Platz.</div>
</front>
</TEI>
<affiliations>
<list></list>
<tree>
<noCountry>
<name sortKey="Hausmann, Albrecht" sort="Hausmann, Albrecht" uniqKey="Hausmann A" first="Albrecht" last="Hausmann">Albrecht Hausmann</name>
</noCountry>
</tree>
</affiliations>
</record>

Pour manipuler ce document sous Unix (Dilib)

EXPLOR_STEP=$WICRI_ROOT/Wicri/Musique/explor/MagnificatV1/Data/Istex/Checkpoint
HfdSelect -h $EXPLOR_STEP/biblio.hfd -nk 000321 | SxmlIndent | more

Ou

HfdSelect -h $EXPLOR_AREA/Data/Istex/Checkpoint/biblio.hfd -nk 000321 | SxmlIndent | more

Pour mettre un lien sur cette page dans le réseau Wicri

{{Explor lien
   |wiki=    Wicri/Musique
   |area=    MagnificatV1
   |flux=    Istex
   |étape=   Checkpoint
   |type=    RBID
   |clé=     ISTEX:0BBD89C7B1796C658D442FC2CB1EC7E7D9A2B4FD
   |texte=   Der ›Ackermann aus Böhmen‹ und die Prager Juden um 1400
}}

Wicri

This area was generated with Dilib version V0.6.31.
Data generation: Tue Aug 15 20:27:11 2017. Site generation: Thu Jan 4 15:18:55 2024